Donnerstag, 24. März 2016

Dinge, die ich allen zukünftigen ATS sagen will

Hallo allerseits!

Heute will ich mal nicht wirklich über mein ATJ berichten, weil eigentlich überhaupt nichts passiert ist seit dem letzten Post, aber ich habe ein wenig Zeit auf den Internet verbracht und mir all die aufgeregten Beiträge angehender ATS angesehen. Es hat mich andauernd zum lächeln gebracht, weil ich mich selbst vor einem Jahr darin sehe, und ich dachte mir, dass ich ein paar Dinge, die ich zukünftigen ATS ans Herz legen will zusammenfassen könnte. Es gibt keine bestimmte Reihenfolge, und wenn irgendwer was hinzufügen will, feel free to tell me :). 

Na dann: Liebe zukünftige ATS (ich weiss, ihr seid irgendwo da draussen),

• Ihr geht gerade durch eine sehr aufregende Zeit. Das ATJ selbst ist wunderbar, aber unterschätzt auf gar keinen Fall die Zeit davor. Ihr seid aufgeregt und findet schon jetzt neue Freunde, ihr verändert euch, und mit jedem neuen Stückchen Info über euer ATJ nimmt die Vorfreude nur zu. Glaubt mir, ich denke wir sind alle mal an dem Punkt. Geniesst es!

• Ich denke jeder ATS bekommt an irgendeinem Punkt mal kalte Füsse. Bei manchen ein paar Monate vorher schon, bei anderen erst am Flughafen. Ihr werdet alle eure Entscheidungen bereuen und euch fragen, wieso zur Hölle ihr dachtet, dass ein ATJ eine gute Idee ist. Es IST eine gute Idee. Ich habe nur zweimal richtig Angst bekommen, nach der Security Controll am Flughafen Zürich, und auf dem Flug nach Indianapolis, bevor ich die Familie getroffen habe. Es haben sich aber keine meiner Ängste bewahrheitet und die Angst war auch schnell verflogen. 

• Die ersten paar Tage im Gastland werden sehr anstrengend und es geht so schnell vorbei, dass man gar nicht richtig Zeit hat, Angst zu haben. Man hat vielleicht immer noch ein wenig Jetlag, und ich denke am Anfang sind alle ATS sehr müde, einfach weil die ganze Situatuon neu ist und man den ganzen Tag eine Fremdsprache spricht etc. Das wird aber bei den meisten schon bald besser. 

• Im Zweifellsfall ist die Antwort immer Ja. Wenn irgendwer etwas mit euch unternehmen will und ihr euch nicht sicher sind, dann geht. Wenn die Gastmutter euch fragt, ob ihr mit ihr zum Laden gehen wollt, dann geht. Wenn euch jemand etwas zu essen anbietet, dass ihr noch nie hattet, dann probiert es. Die besten Momente kommen unerwartet, also schnappt sie euch. 

• Riskiert auf keinen Fall euer Jahr und brecht nicht die Regeln. Wenn die Orga sagt, kein Alkohol, dann meinen sie es ernst. Ich habe gesehen, wie sie Leute nach Hause geschickt haben. Es ist es nicht wert. Und denkt immer daran: Man muss nicht mal selbst trinken, sie können einem heimschicken, wenn man auch nur an einer Party ist, an der es Alkohol gibt. Im Zweifelsfall die Gasteltern anrufen, damit sie einem abholen können. Das ist nicht die einzige Regel, die wichtig ist. Ihr müsst nicht All-A students sein, aber haltet eure Noten mindestens auf was die Orga von euch erwartet (es ist echt nicht schwer, und ihr wollt nicht nach Hause geschickt werden, nur weil ihr zu faul seid, eure Hausaufgaben zu machen). Raucht nicht, und erst recht keine Drogen. Zu viele Leute werden jedes Jahr nach Hause geschickt, und das ist nicht nur blöd für euch (und eure Eltern werden es nicht gut finden), aber manche Familien und Schulen wollen nie mehr ATS haben, nur weil sich einer daneben verhält. Ausserdem stellt ihr eure Heimat in ein sehr schlechtes Licht. 

• Wenn ihr im Juli oder sogar August immer noch keine Familie habt, heisst das nicht, dass ihr ein schlechter ATS seid oder euch keiner will. Sehr viele Amerikanische Familien warten aus verschiedensten Gründen bis zu den Sommerferien, um sich einen Schüler auszusuchen. Und man wartet doch lieber ein wenig länger und hat eine Familie, die wirklich zu einem passt. Nur sehr sehr wenige Schüler werden nicht platziert und vielleicht habt ihr schon eine Familie, aber wisst es einfach noch nicht. Es kann manchmal mehrere Wochen dauern, bis eine Platzierung offiziell ist. Ich kenne Leute, die ihre Familien erst im August bekommen haben und nicht glücklicher mit den Leuten sein könnten. Macht euch nicht verrückt (ich weiss, dass ich kein recht habe, irgendetwas zu sagen weil ich meine ja schon im Februar bekommen habe...), die Familie kommt schon, und auch wenn man es kaum erwarten kann, je kurzfristiger man die Familie bekommt, desto abenteuerlicher ist es! Der Zeitpunkt spielt keine Rolle, solange die Familie nett ist. 

• Accept Change. Viele Dinge werden anders sein während dem Jahr. Je offener ihr auf neue Situationen zugeht, desto einfacher ist es für euch. Die GF hat vielleicht Regeln, die ihr nicht wirklich mögt, oder ihr denkt vielleicht, dass sie manche Dinge komisch machen. Ihr könnt die Familie sicher fragen, wieso sie Dinge tun wie sie sie tun, solange ihr freundlich seid, aber versucht nicht, die Welt zu verändern. Das bringt nichts und verärgert Leute mehr, als es hilft. Embrace the change, don't fight it. 

• Schämt euch nicht, nach Hilfe zu fragen. Ihr seid in einem unbekannten Land und Leute wissen und verstehen das (meistens jedenfalls). Zögert nie, jemanden zu fragen, etwas zu wiederholen, wenn ihr es nicht versteht. Die meisten Leute sind sehr nett und helfen gerne.

• Reist nicht schon mit Übergepäck an. Ich weiss es ist nicht einfach, aber ihr werdet hier sowieso neue Klamotten kaufen und müsst wirklich nur das nötigste bringen. Die Hälfte eurer Shirts werden übrigens von der Schule sein. That school spirit just gets you and doesn't let you go. Und im ernst, wenn ihr schon mit zu viel kommt, wird es auf dem Weg zurück auch nicht besser. Mein Koffer war halb leer und ich weiss auch nicht, wie ich all meinen Kram zurück nach Europa bringen werde...

• Macht ganz viele Fotos! 

• Ein Gastfamilienwechsel ist kein Weltuntergang. Bei meiner Organisation wechseln jedes Jahr etwa 20% die Familie und das ist relativ normal. Natürlich sollte man immer versuchen eine andere Lösung zu finden und man sollte nicht sofort aufgeben, aber manchmal lässt sich nun mal nichts machen und man wechselt die Familie. Verbringt nicht euer ganzes Jahr todunglücklich, nur weil ihr die Familie nicht wechseln wollt. 

• Habt nicht allzu viel Kontakt mit Zuhause, vor allem nicht am Anfang. Ihr werdet viel zu tun haben und solange ihr eure Eltern wissen lässt, dass ihr lebending bei der Gastfamilie angekommen seid, ist es total in Ordnung, wenn ihr eine Weile keinen Kontakt habt. Ich telefoniere etwa alle 2-3 Wochen mit meinen Eltern und das ist für mich vollkommen ausreichend. Zu viel Kontakt führt nur zu Heimweh. Geniesst eure Zeit hier, ihr werdet ja schon wieder zurückgehen. 

• Das Jahr vergeht schnell. Ich meine schnell... Nutzt eure Zeit, weil ihr werdet wie ich Ende März auf eurem Bett sitzen und euch fragen: Where the hell did time go?

• Wenn eure Familie religiös ist, dann versucht zumindest, zur Kirche zu gehen. Es wird euch schon nicht umbringen, und oftmals gibt es Jugendgruppen und all that fun stuff. Und wenn die Familie jeden Tag zur Kirche geht und es euch nicht gefällt, dann versucht einen Kompromiss zu machen und vielleicht einmal pro Woche zur Kirche zu gehen. 

• Locker sind fiese Dinger. Here's how you open them: Unsere Beispielkombination ist 27-18-11. Man drehe das Schloss ein paar mal im Uhrzeigersinn, bis zu der ersten Nummer, in unserem Fall 27. Dann macht man eine volle Umdrehung gegen den Uhrzeigersinn und dreht weiter bis zur nächsten Nummer, hier 18. Als nächstes geht man im Uhrzeigersinn direkt zur letzten Nummer, in unserem Fall 11. Es wird vermutlich eine Weile dauern, bis ihr es wirklich raushabt. Thank me later. 

• Nicht alle Tage werden aufregend sein. Vielleicht ist eure GF "langweilig" und bereist nicht ganz Amerika während dem Jahr. Das heisst nicht, dass sie eine schlechte Familie sind. Es gibt auch sehr viele Familien, die nicht allzu viel Geld haben und sich nicht alles leisten können. Das macht eine Familie nicht schlecht. Long story short. Spätestens nach ein paar Monaten kehrt Alltag ein, und ihr werdet langweilige Tage erleben, oder Tage, an denen ihr Heimweh habt, oder Tage, wo ihr einfach alles im Gastland hasst. Das heisst nicht, dass ihr ein schlechtes Jahr habt, weil es geht jedem so. Ich habe ein tolles Jahr, eine fantastische Gastfamilie, eine grossartige Schule und ich liebe Indiana, aber mir ist auch manchmal langweilig. Wie jetzt gerade zum Beispiel.

• Versucht neue Dinge und tretet so vielen Clubs bei wie ihr nur könnt. Bin ich aussergewöhnlich gut in Archery, Track oder Band? Keinesfalls. War es eine grossartige Entscheidung, diese Dinge zu machen? Hell yeah! I suck at track, seriously, aber ich mag die Leute im Team, also spielt es für mich keine Rolle. Auch wenn ihr die meiste Zeit auf der Bank sitzt, die meisten Sportarten und Clubs sind voller netter Leute, die potenzielle Freunde sind und das ist genau was ihr wollt. Je mehr ihr in der Schule involviert seid, desto einfacher wird es sein, Freunde zu finden. 

• Ihr habt es vermutlich schon etwa 573827 Mal gehört, aber geht auf Leute zu. Ich bin immer noch gut mit den Leuten befreundet, die ich am ersten Schultag gefragt habe, ob ich mit Lunch mit ihnen essen kann und wenn ihr Leute zu Kuchen einladet (solange das mit der GF klargeht), sind sie eure Freunde. Ich habe das ausprobiert und es scheint zu funktionieren. 

• Würde ich in dauerhaft in Amerika leben wollen? Nie im Leben. Liebe ich das Land trotzdem? Absolut. Das Bildungssystem hat sehr grosse Lücken, das Gesundheitssystem ist noch viel schlimmer und ich bin überhaupt nicht damit einverstanden, wie die Regierung Entscheidungen macht. Das ist, wieso ich nicht hier leben, meine Kinder grossziehen oder alt werden will. Aber ich liebe die Landschaft und die Leute und ich bin super froh, dass ich mehr als 10 Monate hier bleiben kann und die Kultur wirklich erleben darf. 

• Seid geduldig mit den Amerikanern. Manchmal werdet ihr komischen Fragen begegnen und vielleicht wissen sie Dinge nicht, die ihr für Grundwissen haltet. Das Bildungssystem ist verantwortlich und mal ehrlich, wenn ich in so einem riesigen Land leben würde, wäre es mir vermutlich auch nicht so wichtig zu wissen, was für eine Sprache die in Deutschland reden. Ausserdem stellen sie Fragen, therefore zeigen die Interesse und das werte ich jetzt mal positiv. 

• Die Kilos werdet ihr schon wieder los. Bevor ich mit Track angefangen habe, hatte ich total 7kg zugenommen, was vielleicht nicht nach viel klingt, für meine Verhältnisse extrem viel ist. Fünf dieser Kilos sind schon wieder weg. Und wenn ihr auch einer dieser ATS seid, die 25kg zunehmen. Who cares, eat all the Reese's Cups you can get. 

• Ich weiss es klingt schwer, aber ich habe es getan und ich bin davon überzeugt, dass es mir geholfen hat. Versucht, eure Erwartungen so niedrig wie möglich zu halten. Natürlich, freut euch und erwartet ein gutes Jahr, aber schlussendlich wird es sowieso anders laufen als ihr es erwartet und wenn man nichts erwartet, wird man auch nicht enttäuscht ;). Und desto niedriger eure Erwartungen sind, desto mehr positive Überraschungen wird es geben. Das führt uns übrigens wieder zurück zu dem ganzen "seid offen" Kram. 

• There isn't such a thing as a bad place. Es spielt überhaupt keine Rolle wo ihr platziert werdet, solange ihr eine nette Familie habt (das ist auch der Grund, wieso ich gegen Staatenwahl bin, aber wir werden hier nicht weiter darauf eingehen). Man kann in jedem Staat ein fantastisches Jahr haben, ob ländlich, suburban oder städtisch. Es spielt keine Rolle! Ich hatte Indiana irgendwie nie auf dem Radar, auch wenn es mir vollkommen egal war, wo ich platziert wurde, and guess what, I love it here! Ob in den Rockies, an der Küste, in den Great Plains oder in einem Maisfeld, so wie ich, man kann überall ein tolles Jahr haben. Und erzählt mir nicht, dass man auf dem Land keinen Spass haben kann und es nichts zu unternehmen gibt. Ihr habt ja keine Ahnung, wie viel Spass man Nachts in einem Maisfeld haben kann...

• Habt Spass, if you don't have fun, you ain't doing it right!


Frohe Ostern an euch alle! Ich werde eure Abenteuer weiterhin aufgeregt verfolgen und wünsche euch nur das beste

Lara

Ausserdem: Das ist ein Ding in Indianapolis. Very Classy indeed

1 Kommentar:

  1. Hej!
    Woah, nice! Ich finde es mega nice, dass du uns zukünftigen ATS mal eine Liste von Tipps gegeben hast. Ich gehe zwar nicht in die USA, sondern nach Schweden, deswegen waren manche Dinge relativ irrelevant für mich, aber trotzdem sehr interessant zu lesen. Bei mir fängt es aktuell auch an, dass alle anderen irgendwie eine Gastfamilie kriegen und man selbst hockt so da und denkt: Geil. Und hat einfach Angst, dass einen keiner will :D
    Aber ganhz ehrlich, wieso beschreiben alle, die jetzt gerade im Ausland sind, die Zeit vor der Abreise als so schön? Ich finde es mega ätzend! Immer diese Warterei auf VBT, Gastfamilie, Region, Abflug,... MAN! Ich will endlich weg! :D

    Ich vertraue dir einfach mal :p
    Und noch was, wieso finden alle diese Reeses Peanut Butter Cups so lecker?? Ich hätte fast gekotzt als ich die gegessen hab, die sind so unfassbar widerlich! Milk duds und Twinkies sind geil :3
    Dir noch ein schönes Jahr, ich stalke jetzt mal deinen Blog :D
    Hälsningar, Linnea

    AntwortenLöschen